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  1. 2021

Kunst-Talent Mia Ernst benutzt auch digitale Pinsel

so erschienen im Stader Tageblatt am 05.02.21

Eigentlich wäre Mia Ernst jetzt in Japan. Doch Corona machte der Schülerin des Athenaeums, die 2019 den „KunstTalente“-Wettbewerb gewann, einen Strich durch die Pläne, ein Jahr im Land der Manga und Anime zu verbringen. Ein Atelierbesuch.

Auf dem großen Familienesstisch stehen Laptop und I-Pad, dahinter hängt gleich der Boxsack: Ein Atelierbesuch bei Mia Ernst sieht ganz anders aus als bei den Künstlern, die sonst in dieser Serie vorgestellt werden. Das liegt aber nicht unbedingt an ihrem Alter. Denn wenn die 16-Jährige bei ihren aktuellen Interessengebieten bleibt, wird sie auch in Zukunft nicht unbedingt Kittel, Palette und Staffelei für ihre Werke brauchen: Mia Ernst zeichnet und malt vor allem mit dem Apple-Pencil am I-Pad. Das hat sie sich von den 1500 Euro geleistet, die sie für ihren ersten Platz beim „KunstTalente“-Wettbewerb der Kreissparkasse 2019 bekam – als eine der jüngsten Teilnehmerinnen des früher als Jugendkunstpreis bekannten Wettbewerbs, der für 15- bis 21-Jährige ausgeschrieben wird.

Früher hat Mia zum Zeichnen der von ihr geliebten Mangas, Comics im japanischen Stil, vor allem Filzstifte benutzt. „Aber mit dem I-Pad kann man so viel mehr machen, bis ins letzte Detail“, schwärmt sie. Ein früherer Preisträger, den sie beim Wettbewerb kennengelernt hat, gab ihr den Tipp und empfahl ihr auch geeignete Programme. Mittlerweile produziert Mia damit auch kurze Zeichentrickfilme im japanischen Stil, sogenannte Animes.
Klassische Aquarelltechnik hat Mia sich selbst beigebracht.

„Richtigen Kunstunterricht hatte ich schon ewig nicht mehr, der ist seit Corona weggefallen, wir hatten nur Theorie“, berichtet die Elftklässlerin, die das Athenaeum in Stade besucht. Sie findet das zwar sehr schade, probiert sich stattdessen aber seit Neuestem autodidaktisch in der klassischen Aquarelltechnik aus, mit Pinsel und Farbe auf Papier.

Wer ihre Bilder sieht, kann kaum glauben, dass sie damit gerade erst angefangen hat. Aus Lockdown-Langeweile? „Langweilig ist mir eigentlich nie“, sagt Mia. Aber es fehle ihr schon etwas: Das Basketballtraining beim VfL Stade ersetzt sie zurzeit durch Laufen, Krafttraining und Ballhandling – allein, aber immerhin als Teil einer gemeinsamen Challenge, die alle im Team mitmachen und für die es Punkte gibt.

„Dafür habe ich auch eine App gemacht“, berichtet Mia. Sie hat nämlich auch mit dem Programmieren angefangen und auch fürs Athenaeum schon mit einer Freundin zusammen eine praktische App als Erleichterung für die Kurswahlen der Oberstufe gebaut.

Beruflich könnte ihr das vielleicht eines Tages zugutekommen, denn obwohl Mia noch keine festen Pläne hat, könnte sie sich gut vorstellen, später „Game Artist“ zu werden – also Spiele zu programmieren und Storys und Figuren dafür zu entwickeln.
Mia ist leidenschaftliche Gamerin und programmiert auch

Leidenschaftliche Gamerin an der Konsole ist die 16-Jährige auch – ein Hobby, das sie mit ihrer jüngeren Schwester teilt. Für eines ihrer Anime steuerte ihre Schwester auch Songtexte bei und sang dazu. Der Hang zu Japan hat sich bei Mia schon früh aus ihrer Vorliebe für Manga und Anime entwickelt und daraus auch die Idee, ein Auslandsjahr in Japan zu verbringen. Sie hat sich darauf lange und gründlich vorbereitet – unter anderem mit zwei Jahren Japanischunterricht an der VHS. Dann doch nicht hinzukönnen, „war echt krass“, sagt Mia.

etzt will sie aber nicht um ein Jahr verschieben, sondern lieber erst das Abitur machen und dann nach Japan aufbrechen. Einstweilen bleibt sie, wie alle im Moment, zu Hause und widmet sich der Kunst. Manchmal, sagt sie, fehle ihr die Inspiration: „Auf Ideen komme ich meistens, wenn ich unterwegs war und etwas erlebt habe, und das fehlt mir gerade natürlich.“ Das nerve schon manchmal – und dafür gibt es den Boxsack.

Der „KunstTalente“-Wettbewerb findet normalerweise im zweijährigen Turnus statt. Eigentlich wäre er 2021 dran gewesen. Aufgrund von Corona muss nun aber so lange wie nötig ausgesetzt werden, berichtet Jutta de Vries vom Orga-Team. Wenn die Corona-Bedingungen es erlauben, soll 2021 aber die Anmeldung für den Wettbewerb 2022 möglich sein, dann für die Geburtsjahrgänge 2001 bis 2007. Der Appell der Jury an alle jungen Künstler und Künstlerinnen: „Während der Corona-Zeit nicht aufgeben, Freiräume schaffen für das Entwickeln der künstlerischen Ideen, Techniken verbessern und andere ausprobieren, Neues wagen.“

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