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  1. 2021

Athe international: Salut! Tagebuch eines Schüleraustausches – Teil II: Die ersten Schultage

von Julie Poulain

Ein Schüleraustausch ist etwas ganz Besonderes. Weil ihn aber nicht alle Schüler:innen einmal persönlich erleben können, hat sich unsere Schülerin Julie Poulain aus der 9m etwas ganz Besonderes ausgedacht. Sie berichtet in regelmäßigen Abständen von ihren Erlebnissen aus Frankreich – dem Land ihrer Wahl für ihren Austausch, auf dem sie sich seit Beginn des Schuljahres befindet. So erlebt ihr als Leser die Reise (etwas zeitversetzt) mit ihren Augen. In diesem Sinne: Salut et amuse -toi!

Die Sommerferien sind vorbei und werden durch den Schulalltag ersetzt. Einerseits vermissen die meisten jetzt schon das Ausschlafen am Morgen, doch andererseits freut man sich auch, seine Freunde wiederzusehen. Zweites kann ich hier in Frankreich leider nicht, doch ich hoffe mal, dass ich auch hier neue Bekanntschaften schließen kann…
Am 2. September ist es endlich soweit: Um 14 Uhr erst versammeln sich die 500 Schüler:innen des Arthur-Rimbaud-Collège auf dem, im Vergleich zum Athe, kleinen Schulhof, wo sie darauf warten, von ihren Lehrern in die Klassenräume geführt zu werden. Inzwischen weiß ich, dass dies jeden Morgen sowie nach jeder Pause der Fall ist. Für jede Klasse gibt es einen winzigen Teil auf dem Schulhof, wo sie sich beim Klingeln versammeln und von wo der Lehrer sie abholt.
Neben dieser Tatsache gibt es hier noch einige weitere Unterschiede zu einer deutschen Schule. So werden die Schüler:innen jedes Jahr durchgemixt und in neue Klassen gesteckt, was bedeutet, dass meine Klassenkameraden nicht nur für mich, sondern auch für meine Austauschschülerin noch neu sind. Von 14 bis 17 Uhr sitzen wir also mit unserer neuen Klasse im Fachraum unseres Klassenlehrers, während er uns alles Nötige erklärt. Wir kriegen ein Heftchen – ähnlich dem Athe-Planer. Jedoch ist es nicht für die Hausaufgaben gedacht, sondern dafür, dass die Lehrer eintragen können, ob sich ein Schüler mal danebenbenimmt oder wenn er zu spät kommt. Zudem muss man das Heft am Schuleingang vorzeigen, um überhaupt erst reingelassen zu werden.
Die neunte Klasse in Frankreich ist zudem äußerst wichtig, da am Ende eine Art Abschluss vom Collège gemacht wird, mit dem man auf eine weiterführende Schule geht, wo dann auch das Abitur gemacht wird. Da ich jedoch nur drei Monate hier bin und diesen Abschluss nicht mache, sind diese Informationen eher langweilig. Nach diesem relativ langwierigen Schulanfang freue ich mich umso mehr auf den darauffolgenden Tag. Anfangen tut dieser mit Sport, gefolgt von Mathe, Geschichte-Geografie (was hier tatsächlich zusammen unterrichtet wird), Technologie, Englisch und Musik. Die Lehrer sind allesamt sehr sympathisch und haben das wenige Deutsch, das sie sprechen können, für mich rausgekramt. Doch auch, wenn sie Französisch sprechen, komme ich ganz gut mit.
Zwischen den Stunden haben wir eine eineinhalbstündige Mittagspause. Da einige Schüler zuhause Essen ist diese Zeit auch dringend nötig. Auch in der Kantine gibt es Regeln, die stark der vom Athe ähneln. Indem man seine Karte über einen Sensor zieht, kriegt man ein Tablett und danach geht es für mich mehr oder weniger wie gewohnt weiter. Vorspeise, Hauptspeise und Nachtisch gibt es. Jedoch hat man nicht die Möglichkeit, sich ein Getränk auszusuchen. Stattdessen gibt es auf den Tischen verteilt Karaffen mit Wasser. Während man isst, laufen Angestellte der Schule um die Tische, um sich zu vergewissern, dass alle sich an die Regeln halten. Es wird also sehr schnell klar, dass diese Schule sehr viel strenger ist als ich es gewohnt bin. Dies kann man auch an einem anderen Beispiel festmachen. Betritt nämlich eine erwachsene Person den Klassenraum, müssen alle aufstehen, bis wir gebeten werden, uns wieder zu setzten.
Jetzt habe ich so viele „abschreckende“ Regeln erzählt, dass ich auch mal zu etwas Schönem kommen möchte. Ich habe schon nach kurzer Zeit die ersten Leute kennengelernt (ungefähr die Hälfte von ihnen hat sich bereits ein Platz in meinem Koffer reserviert, um mit nach Deutschland zu kommen…). Die Lehrer sind, wie gesagt, auch sehr nett und versuchen mich immer in alles einzubeziehen. In allen Fächern, außer in Biologie und Technologie, komme ich sogar fast so gut mit wie am Athe und meinen ersten Mathetest, den wir schon nach recht kurzer Zeit geschrieben haben, habe ich mit einer zwanzig bestanden. Ja, die Noten gehen hier von null bis zwanzig, wobei zwanzig das Beste ist... Bei sehr schlechten oder sehr guten Leistungen kann es jedoch auch eine Note im Minusbereich oder über zwanzig geben.
Die erste Woche habe ich überstanden. Auf die nächste freue ich mich besonders, da wir aufgrund des merkwürdigen Stundenplans jede zwei Wochen erst später anfangen – das heißt in meinem Fall am Montag um acht Uhr, von Dienstag bis Donnerstag um neun Uhr und am Freitag sogar erst um zehn Uhr.
Die ersten Schultage haben mir gezeigt, dass sich der Austausch auf jeden Fall lohnt! Ich halte euch auf dem Laufenden! Au revoir!

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