Ein Schüleraustausch ist etwas ganz Besonderes. Weil ihn aber nicht alle Schüler:innen einmal persönlich erleben können, hat sich unsere Schülerin Julie Poulain aus der 9m etwas ganz Besonderes ausgedacht. Sie berichtet in regelmäßigen Abständen von ihren Erlebnissen aus Frankreich – dem Land ihrer Wahl für ihren Austausch, auf dem sie sich seit Beginn des Schuljahres befindet. So erlebt ihr als Leser die Reise (etwas zeitversetzt) mit ihren Augen. In diesem Sinne: Salut et amuse-toi!
Die Zeit vergeht wie im Flug und die Hälfte der drei Monate ist bereits um. Mir kommt es vor, als sei ich gestern erst angekommen. Nun ja, vielleicht doch nicht ganz, wenn man bedenkt, was ich alles bereits erlebt habe... Drei Ausflüge nach Paris und einen Ausflug zu Friedhöfen und Gedenkstätten des Ersten Weltkrieges. Die ersten Arbeiten und Test habe ich auch schon geschrieben sowie die Anfrage von Mitschülern bekommen, ob ich ihnen nicht ein paar deutsche Schimpfwörter beibringen kann… Jetzt aber von Anfang an:
Am ersten Wochenende nach Schulfang sind wir das erste Mal nach Paris gefahren. Unser Ziel war weder der Eiffelturm noch das Louvre, sondern ein Museum für Naturgeschichte. Vielleicht klingt das erst einmal langweilig, doch das war es ganz und gar nicht. Skelette von riesigen Walen hingen von der Decke und unzählige ausgestopfte Tiere, von Maus bis zu Elefant, haben sich dort befunden. Alleine daran zu denken, dass diese Tiere einmal gelebt haben, ist beeindruckend. Und das Gebäude selber ist bereits ein Grund, sich das Museum anzusehen. Anschließend haben wir noch ein Eis gegessen und auch die Kathedrale Notre Dame haben wir gesehen. Diese ist von einem riesigen Gerüst eingemauert, das ihren Charme etwas verschluckt.
Der nächste Ausflug nach Paris war zwei Wochen später. Mein Patenonkel, der inzwischen in Versailles wohnt, hat uns vom Bahnhof abgeholt und uns bei einer Tour durch die Stadt den Triumphbogen und den Eiffelturm gezeigt. Der Triumphbogen war zu diesem Zeitpunkt quasi eingepackt. Ein recht bekannter Künstler hat ihn nämlich für einige Wochen unter eine hellblau Plane gesteckt. Danach ging es weiter noch Versailles, wo wir uns am Nachmittag das Schloss sowie die Stallungen angesehen haben.
Athe-international: Salut! Tagebuch eines Schüleraustausches –
Teil III: Die erste Hälfte ist fast rum
von Julie Poulain


In diesen stehen auch noch heute Pferde und wir durften sogar einigen Reitern in der Reithalle beim Training zusehen. Das Schloss war ebenfalls sehr beeindruckend, doch noch einiger Zeit haben einem die Füße wehgetan. Dennoch ist es nichts, was ich bereue getan zu haben. Nachdem wir in einem Restaurant zu Abend gegessen haben, sind wir zurück zum Schloss gelaufen, in dessen riesiger Parkanlage Wasser-Fontänen und Lichter zu sehen waren. Zusammen mit der anbrechenden Nacht war es ein unglaublich schönes Erlebnis, das einen die Realität hat vergessen lassen. Um halb elf gab es noch eine riesige Feuerwerksshow, die ich zusammen mit hunderten anderen Menschen bestaunen durfte.
Am nächsten Wochenende war mein fünfzehnter Geburtstag. Es war ziemlich merkwürdig diesen nicht mit meiner Familie zu verbringen, aber deswegen war der Tag nicht unbedingt schlechter. Es gab eine leckere Schokotorte und ich habe die meisten Geschenke per Post bekommen. Am Ende des Tages hatte ich sehr viel neues Zeichen- und Malmaterial, welches ich die nächsten Tage gleich ausprobiert habe. Wirklich realisieren, dass ich ein Jahr älter geworden bin, kann ich jedoch bis jetzt nicht.
Der dritte, und bis jetzt letzte Ausflug nach Paris ist wieder mit zwei Wochen Abstand geschehen. Dieses Mal sind wir ins Louvre gefahren, welches zurecht das größte Museum für Kunst ist. Am Ende des Tags hätte man meinen können, ich hätte eine Wanderung in den Bergen gemacht. Auf jeden Fall habe ich mindestens genauso viel gesehen wie bei einer Bergtour. Die Mona-Lisa und hunderte andere Gemälde und Statuen haben an diesem Tag meine Aufmerksamkeit bekommen. Auch Gemächer aus der Zeit Napoleons und Sarkophage aus dem alten Ägypten gab es zu bestaunen. Meine Handygalerie musste darunter jedoch ziemlich leiden…

Auf der Zugfahrt zurück nach Amiens habe ich mich bloß ans Fenster lehnen wollen und war plötzlich eingeschlafen. Komisch, oder?
Einen Tag später, ist mir dasselbe wieder passiert, doch war es in diesem Fall nicht die Fensterscheibe eines Zuges, sondern eines Reisebusses und wir haben auch kein Museum besucht, sondern Friedhöfe und Gedenkstätten des ersten Weltkrieges. Um acht Uhr morgens haben sich meine Klasse und noch eine andere vor der Schule versammelt, um auf den Bus zu warten. Funfakt: Einem Mädchen aus meiner Klasse hat eine Taube auf den Kopf gemacht... Passt also gut auf, dass ihr nie dort steht, wo ein Dach gerade aufhört. Nachdem sie sich die Haare gewaschen hatte, konnte es endlich losgehen. Unser erster Stopp war ein riesiger Krater, der entstanden ist als die Briten unter den Kriegsgräben der Deutschen dreißig Tonnen Sprengstoff angezündet haben und damit die Battaille de la Somme ausgelöst haben. Um den Krater herum waren kleine Andenken verteilt, darunter auch eine Bank, die den Frauen gewidmet ist, die im Krieg als Krankenschwestern gedient haben.
Als nächstes sind wir zu einem deutschen Friedhof gefahren. Einem Jungen aus meiner Klasse ist aufgefallen, dass es ziemlich viele Müllers gab. Woran das wohl liegt?
Nächster Stopp war ein Britischer Friedhof und ein anliegender Wald, in dem vor über hundert Jahren heftige Schlachten geschlagen wurden. Dort stießen die Fronten der Deutschen und Südafrikanern – die für England gekämpft haben – aufeinander. Leider gab es für die dort gefallenen Soldaten nie einen Friedhof, da dunkelhäutige Menschen damals leider noch als weniger Wert angesehen wurden. Heutzutage ist Rassismus glücklicherweise nicht mehr so sehr vertreten, doch es gibt immer noch Verbesserungsmöglichkeiten.
Unser viertes Ziel war ein Britisch-Französischer Friedhof sowie ein fünfundvierzig Meter hoher Bogen, der allen verschollenen Soldaten der französischen und britischen Armee gewidmet ist. Dieser hat mir im Übrigen an diesem Ausflug auch am besten gefallen, und da obwohl, er von einem riesigen Gerüst eingenommen war.
Unser letzter Halt waren erhaltene Kriegsgräben der kanadischen und deutschen Armee sowie zwei Friedhöfen. Auf dem alten Schlachtfeld grasen heute friedlich Schafe und es ist mir wirklich schwergefallen, mir dieselbe Landschaft in zerstört und tot vorzustellen.
Das waren meine Abenteuer, der letzten sechs Wochen. Ich hoffe, dass noch weitere auf mich warten, von denen ich euch mit genauso viel Eifer berichten kann.
Ich halte euch auf dem Laufenden! Au revoir












