Sie sind hier :
  1. 2021

Athe-international: Salut! Tagebuch eines Schüleraustausches –
Teil IV: Das Ende naht

von Julie Poulain

Ein Schüleraustausch ist etwas ganz Besonderes. Weil ihn aber nicht alle Schüler:innen einmal persönlich erleben können, hat sich unsere Schülerin Julie Poulain aus der 9m etwas ganz Besonderes ausgedacht. Sie berichtet in regelmäßigen Abständen von ihren Erlebnissen aus Frankreich – dem Land ihrer Wahl für ihren Austausch, auf dem sie sich seit Beginn des Schuljahres befindet. So erlebt ihr als Leser die Reise (etwas zeitversetzt) mit ihren Augen. In diesem Sinne: Salut et amuse-toi!

Ich weiß noch genau, wie meine Schwester mich immer damit aufgezogen hat, dass sie bereits Ferien hatte und ich noch nicht. Zwei Wochen später hatte ich dann das Vergnügen, dass ich in Ruhe ausschlafen durfte, während sie wieder zum Unterricht musste. Eine Woche später als in Niedersachsen haben auch für mich die Herbstferien angefangen. Gleich am ersten freien Tag ging es auf zu einer Tante meiner Austauschschülerin und von da aus ans Meer zu den Großeltern. „Nur“ acht, der zwanzig Cousins und Cousinen waren da, dafür aber alle vier Tanten. Ihr könnt euch also vorstellen, dass ziemlich viel los war…
Der erste Ausflug ans Meer ist aber wortwörtlich ins Wasser gefallen. Gerade haben wir unser Ziel erreicht, da schlägt das Wetter ganz auf bretonische Art um und es fängt an zu regen. Unser zweiter Ausflug ist uns aber wenigstens geglückt und meine Austauschschülerin und ich haben uns sogar entschieden, bei unter zwanzig Grad Lufttemperatur, schwimmen zu gehen. Es war entsprechend kalt, aber immer noch wärmer als die Elbe Anfang April. Die einzigen Leute im Wasser waren wir trotzdem und zumindest meine Austauschschülerin ist nach zehn Minuten zu ihrem Handtuch geflüchtet. Alleine drinnen bleiben war natürlich keine Option, wer weiß, vielleicht gibt es ja doch Haie und Riesenkraken, die komischerweise nur in meinen Gedanken auftauchen, wenn niemand anderes bei mir ist.

Nach einigen Tagen, in denen ich einige neue Spiele kennengelernt habe, sind wir weiter nach Nantes zu den anderen Großeltern gefahren. Einer der Cousins ist ebenfalls mitgekommen. Nahe der Stadt befindet sich der Themen- und Freizeitpark „Puy du Fou“, in denen Teile der französischen Geschichte realistisch nachgespielt werden. Manche Schauplätze sind unter freiem Himmel und bieten den Schauspielern ganze Dörfer und Stadien, um zu performen. Gearbeitet wird auch mit echten Tieren wie Pferden, Hunden, Vögeln und Rehen sowie richtigen Raubkatzen wie Löwen und Tigern. Sogar ganz normale Schweine und Ochsen hatten ihren Platz in den Shows und selbst eine Hyäne hat sich auf die Bühne getraut. Von mittelalterlichen und römischen Turnieren bis hin zu den Wikingern gab es alles zu sehen und einige Spezialeffekte haben dafür gesorgt, dass man sich wie in einem Märchen gefühlt hat. Oder wie könnt ihr euch erklären, dass sich in einem See plötzlich ein trockener Zirkel mit einem Tisch bildet, von dem ein Reiter mit Pferd hinauskommt? Ich wüsste echt gerne, wie solche Dinge bewerkstelligt werden.
Am darauffolgenden Tag haben wir uns die Innenstadt von Nantes angesehen. Darunter auch einen mechanischen Elefanten, der mit Menschen auf dem Rücken über einen Platz läuft und sogar mit Wasser um sich spritzen kann. Meine Austauschschülerin hat er ordentlich erwischt. Später gab es für uns alle noch ein Eis, welches uns in Rosenform serviert wurde.
Am Sonntag ging es dann wieder zurück zu den anderen Großeltern, wo wir aber nur fürs Mittagessen gekommen sind. Das gab es an einem Austernmarkt direkt am Wasser. Da ich und noch einige andern aber keine Austern mochten, mussten wir uns gedulden, bis wir zurück zum Ferienhaus gefahren sind.
Während andere Kinder von Tür zu Tür gegangen sind, um nach Süßigkeiten zu fragen, saß ich im Auto auf dem Rückweg nach Amiens. Den Rest der Woche habe ich damit verbracht, meinen Schlaftank wieder zu füllen, zu zeichnen und an meinem Buch weiterzuschreiben – das am 07. November übrigens ein Jahr alt geworden ist. Nur am Freitag habe ich mich noch einmal aufgerafft, um mir mit meiner Gastfamilie den neuen James Bond anzusehen. Ich würde zwar jetzt ganz gerne spoilern, aber ich fürchte, dass ich mir damit einige Feinde machen könnte…
Und da sind die Ferien auch schon vorbei und ich muss meinen Schlafrhythmus wieder auf Schule einstellen, was schwerer getan als gesagt ist, wenn man die Gewohnheit hat, bis nach Mittag zu schlafen…
Ein paar Wochen werde ich noch in Frankreich verbringen und dann ist es auch schon Zeit, wieder nach Hause zu fahren. Ich will nicht leugnen, dass mir vor allem meine Freunde inzwischen ganz schön fehlen, was auch stundenlange Telefonate nicht verhindern können. In diesem Sinne: Bis ganz bald! Au revoir!

Vorschau